„ Flucht und Gesundheit - medizinische Versorgung von Flüchtlingen“
Die Grüne Ratsfraktion Kempen hatte zu diesem wichtigen Thema am 27.04.2016 ins Ela eingeladen.
Moderator Axel Küppers betonte gleich zu Beginn, dass diese Veranstaltung zu mehr Transparenz und Verständnis beitragen sollte.
Mit MdL Arif Ünal, Sprecher der Grünen Landtagsfraktion für Pflege und Gesundheitspolitik im NRW Landtag hatten wir an diesem Abend einen kompetenten Referenten, der aus seinen Erfahrungen berichten konnte, dass es bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen nicht nur um die Erstversorgung gehen kann, sondern auch um soziale und psychologische Betreuung gehen muss. Vielfach sind die zu uns gekommenen Menschen traumatisiert und benötigen Hilfe. Um diese zu leisten, ist mehr Zusammenarbeit mit Bund, Land und Kommunen erforderlich. Das oft komplizierte Abrechnungssystem von medizinischen Leistungen müsse vereinfacht werden. Dabei kann die Gesundheitskarte für Flüchtlinge hilfreich sein,- auch um die Kommunen personell zu entlasten.
Sozialdezernent Michael Klee berichtete, dass die asylsuchenden Menschen die in Kempen leben, nach 15 Monate die Gesundheitskarte erhalten. Bei den neu zugewiesenen Flüchtlingen und unter 15 Monaten hier lebenden Menschen werden vom Sozialamt für jedes Quartal Krankenscheine ausgegeben. Diese Vorgehensweise laufe völlig problemlos. Zurzeit will sich die Stadt Kempen noch nicht dem vom Land NRW vorgeschlagenem Modell zur Einführung der Gesundheitskarte beteiligen.
Aus der Praxis berichtete die Ärztin Dr. Christine Janssen-Hinz über ihre Erfahrungen der Erstversorgung in der Erstaufnahmeeinrichtung „Via Stenden“. Sie stellte dar, dass die zu behandelnden Erkrankungen kaum große Unterschiede zu den Erkrankungen ihrer hiesigen Patienten zeigt. Impfangebote und TBC Untersuchungen gehören zum Alltag in der Erstaufnahme. Auffällig und berührend sei die große Dankbarkeit der asylsuchenden Menschen. Auch wenn es oft zu Sprachschwierigkeiten kommt, ein Wort hört sie immer: “DANKE“!
Dr. med. Florian Ruppe aus der Notfallambulanz des Krankenhauses und Thomas Paßers Geschäftsführer des Hospitals zum Heiligen Geist, die als Gäste bei der Veranstaltung anwesend waren, berichteten von ihren Erfahrungen mit Flüchtlingen im medizinischen Bereich. Dr. Ruppe, der viele Sprechstunden in der „Via Stenden“ abhält, aber auch in den Monaten als in der Turnhalle des Berufskolleg Kempen Flüchtlinge untergebracht waren, dort Menschen medizinisch versorgte, berichtete, dass diese Arbeit für ihn bereichernd war und ist.
Thomas Paßers appellierte an die Politik, die Anerkennung der Approbation ausländischer Ärzte zu erleichtern. Auch im Krankenhaus Kempen sind zur Zeit zwei gut ausgebildete ausländische Ärzte im Praktikum, die eine große Hilfe bei der Bewältigung von Sprachproblemen sind, aber auf Grund fehlender Anerkennung nicht als Ärzte selbstständig arbeiten dürfen.
Des Weiteren berichtete die Leiterin der „Via Stenden“ Steffi Tilch-Wagner, dass in der Einrichtung von Montags bis Freitag Ärzte vier Stunden Sprechstunde abhalten und die Krankenstation mit ausgebildetem Personal rund um die Uhr die ganze Woche besetzt ist. Die Sprachprobleme stehen dabei im Vordergrund. Ein besonderes Problem ist die zahnärztliche Versorgung. Da läuft es nicht so, wie es wünschenswert und notwendig wäre.
Fazit:
Ein interessanter und gelungener Abend, der deutlich machte, dass noch viel zu tun ist. Dieser Abend zeigte aber auch zeigte, was Menschen mit Empathie und Mut erreichen können.
Danke an unseren Ratskollegen Jyaratnam Caniseus für die Organisation dieses Themenabends und Danke an alle Beteiligten.