(biro) Mehrheitlich hat der Sozialausschuss der Stadt Kempen in seiner jüngsten Sitzung einem neuen Konzept für die Arbeit im Begegnungszentrum Johannes-Hubertus-Haus (JHH) in St. Hubert zugestimmt. Die Grünen stimmten nicht zu; sie stellten infrage, ob die dort bislang als sehr positiv empfundene Arbeit weiterhin so fortgesetzt werden kann.
Denn die städtische Mitarbeiterin, die dort bislang mit 24 Stunden pro Woche dort tätig ist, die Angebote koordiniert, die Kinderbetreuung organisiert, wenn Eltern Sprachkurse besuchen, und Ansprechpartnerin für Einrichtungen, Vereine und Ehrenamtler ist, hört Ende Juni auf. Durch ihren Einsatz, das machte die Verwaltung in ihrer Vorlage deutlich, wurde die Organisation „Kempen hilft“ geprägt und in der Flüchtlingsarbeit in Kempen etabliert.
Die Arbeit von „Kempen hilft“ soll nach dem neuen Konzept nun nicht 1:1 so fortgeführt, sondern auf verschiedene Akteure verteilt werden. So soll beispielsweise der SKM Kreis Viersen, der seit Jahren Asylsuchende in Kempen betreut, künftig eine Sprechstunde im JHH anbieten. Zudem soll der SKM ab Juli dort auch die Kinderbetreuung koordinieren, wenn Eltern Sprach- oder Integrationskurse besuchen sowie Angebote und Projekte anstoßen. Dafür sind zwölf Fachkraftstunden eingeplant – sechs für die Kinderbetreuung, sechs für Projekte –, für die im städtischen Haushalt jährlich 18.548,45 Euro eingeplant sind. Um die Raum- und Schlüsselverwaltung, um die sich aktuell noch die städtische Mitarbeiterin kümmert, soll sich künftig ein Hausmeister mit acht Wochenstunden kümmern. Monika Schütz-Madré (Grüne) erklärte im Ausschuss, sie sei überrascht gewesen, dieses Neukonzept zu lesen: Das sei im Prinzip das, was der Politik auch schon im letzten Sozialausschuss vorgestellt worden sei. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sei das Konzept so zudem nicht mehr haltbar und überholt. Sie fasste zusammen: „Was bislang mit 24 Stunden pro Wochen ausgeführt wurde, soll jetzt in zwölf Stunden getan werden, hinzu kommen acht Stunden für den Hausmeister. Das hat für uns keinen Mehrwert.“ Aufgrund eines nicht tragfähigen Konzepts werde man nicht zustimmen.
Laut Konzept soll auch das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Kreises Viersen Sprechstunden für Menschen mit Migrationshintergrund im JHH anbieten, die Grundlagen dazu stellte Jens Löbbert vom Kreis Viersen in der Sitzung vor. Die VHS bietet Sprach- und Integrationskurse vor Ort an, Mitarbeiter des Sachgebiets Asyl bei der Stadt sollen dort ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Die Stadt wolle sich nicht aus der Verantwortung stehlen, betonte Sozialdezernent Bennet Gielen mit Blick auf die erwarteten Flüchtlingsströme aus der Ukraine: Die Welt habe sich geändert. Anders als die Grünen wollen die übrigen Fraktionen dem neuen Konzept eine Chance geben. Jeyaratnam Caniceus (ÖDP/Linke) lobte den SKM für die Arbeit mit Geflüchteten. Das neue Konzept sei ein Versuch, sagte Lutz Strothmann (SPD): „Wir wollen sehen, wie sich das entwickelt, und gegebenenfalls nachbessern.“