An den Haupteingängen der Friedhöfe der Stadt Kempen gibt es jetzt Schilder, die auf die Bedeutung der Friedhofskultur hinweisen. Kempen ist damit nun Teil eines bundesweiten Netzwerks von 150 Städten, die so auf die vielschichtige Bedeutung der Friedhöfe für die Gesellschaft aufmerksam machen wollen. Die Beschilderung an den Kempener Friedhöfen geht auf eine Anfrage der Fraktion ÖDP/Linke zurück, die die Friedhöfe in Kempen als immaterielles Kulturerbe ausschildern lassen wollte. Jeyaratnam Caniceus, Fraktionsvorsitzender von ÖDP/Linke, hatte sich dazu an Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) gewandt und gefragt, ob sich die Stadt vorstellen könnte, am Tag des Friedhofs am 19. September die Friedhöfe in einer Feier mit entsprechenden Hinweisschildern auszustatten. Bei der Stadtverwaltung stieß Caniceus damit auf offene Ohren.
Im März 2020 hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission beschlossen, die Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe zu ernennen. „Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, sagt Patricia Schürmann, Leiterin des Kempener Grünflächenamts, „sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun.“ Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln. „Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, so Schürmann, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“ Hervorzuheben sei zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bilde zudem den größten Skulpturenpark der Stadt Kempen und sei Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Bedeutsam ist auch die soziale Funktion: Der Friedhof ist ein Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz.