Bürger der Thomasstadt zahlen ab dem 1. Januar 2022 mehr für ihren Vierbeiner. Wer dann einen Hund aus dem Tierheim holt, ist im ersten Jahr allerdings von der Steuer befreit. Durch Corona stieg die Zahl der Hunde in Kempen.
Der Kempener Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt dem Rat einstimmig, die Hundesteuer zum 1. Januar 2022 zu erhöhen. Mit acht Gegenstimmen wurden außerdem Teile eines Antrags der ÖPD/Die Linke angenommen. Demnach brauchen Kempener, die sich einen Hund aus einem Tierheim im Kreis Viersen holen, ein Jahr lang keine Hundesteuer zu bezahlen.
Hunde sind derzeit so beliebt wie nie zuvor. Dieser bundesweite Trend in Zeiten der Corona-Pandemie ist auch in Kempen zu beobachten. Bürgermeister Christoph Dellmanns (parteilos) hatte im Haupt- und Finanzausschuss die neuesten Zahlen parat: „Zum 31. Dezember 2018 waren im Stadtgebiet 2668 Hunde angemeldet, ein Jahr später waren es 2670.“ Dann kam Corona und die Zahl stieg zum 31. Dezember 2020 auf 2712 Vierbeiner. Dieser Trend setzt sich derzeit fort: Zum 23. März waren 2767 Hunde angemeldet.
Aktuell beträgt die Hundesteuer 84 Euro pro Jahr, wenn ein Tier gehalten wird. Ab 2022 werden 100 Euro zu bezahlen sein, also 16 Euro mehr. Wer zwei Hunde hält, zahlt künftig jeweils 110 statt bislang 90 Euro. Bei drei und mehr Hunden sind jetzt 96 Euro je Tier zu bezahlen, künftig werden 120 Euro fällig.
Richtig teuer wird es für Liebhaber gefährlicher Hunde: Wer einen solchen Listenhund hält, muss ab nächstes Jahr 450 statt aktuell 384 Euro bezahlen. Bei zwei und mehr gefährlichen Hunden müssen die Halter jetzt schon 444 Euro pro Hund bezahlen. Aber 2022 müssen sie noch deutlich tiefer in die Tasche greifen, weil dieser Steuersatz auf glatte 500 Euro pro Hund steigt. Gefährliche Hunde im Sinne der Hundesteuersatzung sind unter anderem Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Bullterrier, Mastiff und Rottweiler sowie deren Kreuzungen untereinander und mit anderen Hunden.
Für Diskussionen sorgte der Antrag von ÖDP/Die Linke, Jeyaratnam Caniceus trug vor: „Halter, die Hunde aus einem Tierheim aus dem Kreis Viersen übernehmen, erhalten auf Antrag und Vorlage einer Bescheinigung des Tierheims eine Steuerbefreiung für mindestens zwölf Monate.“ Das war für die meisten Ausschussmitglieder eine Überlegung wert.
Ausgenommen sind gelistete Hunde. „Überlegenswert ist eine längere Steuerbefreiung für schwer vermittelbare beziehungsweise ältere Hunde“, sagte der Antragsteller Caniceus. Für diesen Passus fand sich im Ausschuss jedoch keine Mehrheit. Und über die Steuerermäßigung für ein Jahr wurde auch kontrovers diskutiert, schließlich reichte es aber für eine Mehrheit.
„Ich glaube nicht, dass die Steuerbefreiung Leute dazu bringt, sich ein Tier aus dem Heim zu holen“, sagte Lutz Strothmann (SPD). Für Cedric Franzes ist die Hundesteuer ein Anachronismus: „Sie ist 1810 als Luxussteuer eingeführt worden.“ Eine Sonderregelung wie von der ÖDP/Die Linke vorgeschlagen, lehnte er ab. Kämmerer Jörg Geulmann signalisierte, er könne mit jeder Entscheidung leben. Er gehe „gefühlt von null bis 20 Hunden aus“, die im Jahr von Kempenern aus einem Tierheim im Kreis Viersen geholt werden. Dem Verlust von Hundesteuer stünden Einsparungen gegenüber – Geld, das sonst an das Tierheim überwiesen werden müsste.
Hans-Joachim Herbst (CDU) macht sich Sorgen, dass Hunde, die in Pandemie-Zeiten angeschafft wurden, nach der Corona-Pandemie verstärkt in den Tierheimen landen könnten.
Info
Im kreisweiten Vergleich im Mittelfeld
Mehreinnahmen Die Stadt geht davon aus, dass die Erhöhung der Hundesteuer zu Mehreinnahmen von rund 44.000 Euro pro Jahr führen wird. Preisvergleich Mit einem Steuersatz von 84 Euro für einen Hund liegt Kempen im kreisweiten Städtevergleich noch im Mittelfeld: In Brüggen ist die Hundesteuer derzeit mit 78 Euro am niedrigsten, in Willich mit 120 Euro am höchsten.