Karl-Heinz Hermans und Erich Wüllems haben die NS-Zeit als Jugendliche erlebt und berichteten jetzt in der Paterskirche.
Karl-Heinz Hermans und Erich Wüllems haben das Ende des Zweiten Weltkriegs als Jugendliche in Kempen erlebt. Ihre Erinnerungen schilderten sie bei der Gedenkfeier der Stadt Kempen zum 75. Jahrestag der Befreiung der Stadt durch die Alliierten in der Paterskirche. Rund 250 Kempener waren gekommen.
Bürgermeister Volker Rübo betonte in seiner Begrüßung, wie wichtig es sei, sich an den Nazi-Terror und seine Folgen immer wieder zu erinnern: „Wir können uns nicht zurücklehnen, müssen uns mit Entschiedenheit gegen diejenigen stellen, die heute Hass säen.“
„Wir brauchen eine wirksame Erinnerungskultur“, forderte der Kempener Historiker Hans Kaiser. Er ging in einem Vortrag auf die Nazi-Zeit und das Kriegsende in Kempen ein. Kaiser betonte, dass beispielsweise die Schicksale der Kempener Juden oder der Fremdarbeiter, die Opfer des Nazi-Terrors wurden, viele Jahre in der Stadt „unter den Teppich gekehrt“ worden seien. Dass 69 Jahre nach ihrem Tod in der Gaskammer von Auschwitz im Neubaugebiet im Kempener Süden eine Straße nach Selma Bruch benannt wurde, sei – wenn auch sehr spät – der richtige Weg, um an die Opfer zu erinnern.
Wie schwierig die Lage während der NS-Zeit war, berichtete Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans. Beim Einmarsch der Amerikaner am 2. März 1945 war er 15 Jahre alt. Wie er empfand auch Erich Wüllems, damals 17 Jahre alt, das Ereignis als Befreiung. Zu sehr sei man als Jugendlicher von der Nazi-Ideologie gesteuert worden.
Jeyeratnam Caniceus verwies auf den aktuellen Rechtsextremismus
Der Kempener Ratsherr Jeyeratnam Caniceus, neben Kaiser Initiator der Veranstaltung, betonte seine zunehmende Unsicherheit als ein Bürger, der vor vielen Jahren als Flüchtling aus Sri Lanka nach Kempen gekommen ist und hier eine neue Heimat gefunden hat. Er selbst hat in jüngster Zeit Fremdenfeindlichkeit und Hass-Kommentare erlebt. „Wir Menschen mit Migrationshintergrund verlieren langsam das Vertrauen in den Staat“, sagte er, und verwies auf rechtsextreme Tendenzen auch in Kempen.