Das Kempener Rathaus am Buttermarkt. Hier wird nach der Kommunalwahl im kommenden Herbst ein neuer Bürgermeister die Leitung der Stadtverwaltung übernehmen. Bürgermeister Volker Rübo (CDU) tritt bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr an. Drei Kandidaten gibt es derzeit für seine Nachfolge. Sie laufen sich langsam warm. Unklar ist, wer noch hinzukommt.
Beim Kempener Weihnachtsmarkt steht derzeit an jedem Adventswochenende auf der Engerstraße in Höhe des Viehmarktes ein Kinderkarussell. Das ist bei Kindern sehr beliebt. Auch wenn der Auf- und Abbau des historisch anmutenden Gefährts sehr aufwendig ist, scheint der Betreiber doch auf seine Kosten zu kommen, denn er kommt seit vielen Jahren zum Kempener Weihnachtsmarkt.
Wenn das Karussell auf dem Buttermarkt vor dem Rathaus stehen würde, könnte man sich sinnbildlich auch vorstellen, wie immer mehr Bewerber um das Spitzenamt im Rathaus auf das Karussell aufsteigen. Derzeit sind es drei ganz unterschiedliche Kandidaten. Weitere werden vielleicht noch folgen. Denn noch haben sich einige Parteien nicht festgelegt, ob sie eigene Kandidaten ins Rennen um die Wählergunst schicken.
Zwei Kandidaten mit sehr guten Aussichten sind bereits fest gebucht. Ganz früh verständigten sich SPD und Grüne auf einen gemeinsamen Kandidaten. Mit Christoph Dellmans, der selbst keiner Partei angehört, will ein langjähriger Mitarbeiter der Stadt – Pressesprecher und Experte fürs Stadtmarketing – nun ganz nach oben an die Spitze der Verwaltung. Seit März sind seine Ambitionen bekannt.
Anfang September wurde dann CDU-Parteichef Philipp Kraft vom Vorstand der Christdemokraten für die Bürgermeisterwahl 2020 nominiert. Kraft und Dellmans wurden am selben Tag Mitte Oktober bei getrennten Versammlungen von CDU beziehungsweise von SPD und Grünen mit deutlichen Voten auf den Schild gehoben.
Das will auch der jüngste Bewerber: Cedric Franzes ist vom FDP-Parteivorstand als Bewerber für die Rübo-Nachfolge im kommenden Jahr nominiert. Eine Mitgliederversammlung soll den 27-jährigen Jungliberalen am kommenden Donnerstag auch formal zum Bürgermeisterkandidaten wählen.
Damit säßen drei Männer auf besagtem Karussell. Ob noch weitere Kandidaten hinzukommen, ist derzeit unklar. Udo Kadagies, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, hatte zwar angedeutet, dass auch die Wählergemeinschaft über mögliche Optionen in Richtung eigenem Kandidaten nachdenkt, fühlte sich in der Berichterstattung unserer Zeitung aber falsch interpretiert. Es gebe keine Marschrichtung, man lote alles aus, habe sich noch nicht entschieden, stellte Kadagies klar. Fest stehe nur, dass er selbst sich nicht noch einmal als Bürgermeisterkandidat um die Wählergunst bewerbe. 2014 zählte er zu den Mitbewerbern von Amtsinhaber Rübo, der wiederum im ersten Wahlgang gleich die absolute Mehrheit der Stimmen einfahren konnte und wiedergewählt wurde.
Auch andere Parteien wie die Linke haben sich noch nicht festgelegt, ob sie einen eigenen Kandidaten auf das Bürgermeisterbewerber-Karussell aufsteigen lassen. Unklar ist ferner, welche Ambitionen ein Mann wie Jeyaratnam Caniceus hat. Der Ratsherr ohne Fraktionsstatus ist seit Kurzem Kreisvorsitzender der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). Ein Kempener Stadtverband dieser Partei soll bald gegründet werden. Es ist anzunehmen, dass Caniceus auch hier eine Spitzenposition einnehmen wird. Beim Thema Bürgermeisterkandidatur rollte Caniceus im Gespräch mit unserer Zeitung zuletzt vielsagend mit den Augen. Denkbar ist, dass er sich bewirbt. Immerhin ist er in Kempen sehr bekannt, engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich in Sachen Umweltschutz, Integration von Flüchtlingen, fürs St.-Martinsbrauchtum oder in der katholischen Kirche.
Platz auf dem Karussell wäre auch für weitere Bewerber von Parteien oder Gruppierungen, die sich mit Blick auf die Kommunalwahlen im kommenden Jahr noch gar nicht öffentlich zu Wort gemeldet haben.
Bleibt die Frage: Was treibt die kleineren Gruppierungen an, eigene Bewerber ins Rennen zu schicken? Mit einem eigenem Bürgermeisterkandidaten könnten diese Parteien oder Gruppierungen möglicherweise mehr Prozente bei der Stadtratswahl einfahren. Das erscheint insofern auch wichtig, als im neuen Stadtrat weitere Gruppierungen Platz nehmen werden. Mit der AfD ist dabei schon mal zu rechnen.
Info
Eine Stichwahl ist zurzeit nicht mehr vorgesehen
Am 13. September 2020 sind die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen. Bei den Bürgermeisterwahlen soll – anders als bei der letzten Wahl – die einfache Mehrheit bei den Stimmen reichen, um Stadtoberhaupt zu werden. Dagegen läuft zwar eine Klage von SPD und Grünen auf Landesebene vor dem NRW-Verfassungsgericht. Beide Parteien fordern die Wiedereinführung der Stichwahl, wenn kein Bewerber um das Bürgermeisteramt im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Diese war von CDU und FDP im Landtag abgeschafft worden.