Bundeskulturerbe St.-Martins-Tradition? Brüggen Seit Oktober 2018 ist die rheinische Martinstradition immaterielles Kulturerbe des Landes. Jetzt erwägen die Initiatoren, einen Dachverband zu gründen, um so auch Bundeserbe zu werden.
Als immaterielles Kulturerbe wurde die St. Martins-Tradition am Niederrhein vom Land Nordrhein-Westfalen bereits anerkannt. Jetzt streben die Initiatoren René Bongartz aus Brüggen und Jeya Caniceus aus Kempen an, auf Bundesebene in das Verzeichnis für immaterielle Kulturerbe aufgenommen zu werden. Bei der jüngsten Kulturausschusssitzung in der Burggemeinde berichtete Bongartz, dass die Chancen dafür nicht schlecht ständen. Voraussetzung sei, weg von der rheinischen St.- Martinstradition zu kommen.
Die rheinische Martinstradition war im vergangenen Jahr am 25. Oktober als immaterielles Kulturerbe des Landes offiziell anerkannt worden. Für Bongartz und Caniceus war die Anerkennung ein erster Schritt in ihrem Bemühen, den rheinischen Bräuchen rund um den Heiligen mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Bereits 2017 hatten die beiden ihre Initiative ins Leben gerufen. Sie richteten eine Internetseite ein, nahmen Kontakt zu Martinsvereinen, -komitees und -ausschüssen auf, luden Vertreter der Vereine aus dem ganzen Rheinland ins heimische Brüggen ein und sammelten viele Informationen darüber, wo St. Martin wie gefeiert wird.
INFO
Bis zu 400 Kandidaten für einen Dachverband
Unter dem Namen „Kulturerbe St. Martin“ soll der Dachverband die Interessen der Martinsvereine vertreten und auch den Kontakt zu Martinsvereinen im Ausland pflegen, denn der Heilige Martin von Tours wird in vielen Ländern Europas verehrt. Derzeit stehen die Initiatoren in Kontakt mit 122 Martinsvereinen, -komitees und -ausschüssen, 350 bis 400 Vereine dürften Bongartz zufolge die rheinische Martinstradition pflegen und sich entsprechend dem Verband anschließen wollen.
Bongartz berichtete nun im Kulturausschuss: Um auf Bundesebene in das Verzeichnis für immaterielle Kulturerbe aufgenommen zu werden, müsse ein Dachverein gegründet werden, um auch andere Traditionen aus Deutschland mit aufnehmen zu können. „St. Martin ist noch lange nicht überall St. Martin. Teils ist der Darsteller als römischer Reiter unterwegs, teils teilt er als Bischof den Mantel“, hat Bongartz herausgefunden.
Möglich wäre auch, eine Anerkennung der Martinstradition auf europäischer Ebene zu bewirken. Bereits jetzt gibt es das Europäische Kulturzentrum Saint Martin de Tours. Hier ist die Idee, die Wege des Heiligen St. Martin aufzuzeigen und ähnlich dem Jakobsweg eine rund 2000 Kilometer lange Strecke von seinem Geburtsort in Ungarn bis nach Frankreich, wo er starb, auszuweisen und somit auch den Tourismus in diesen Regionen sanft zu fördern. „Mit Spanien, Holland, Belgien, Luxemburg, Italien, der Schweiz, Österreich, Polen und Tschechien könnte gemeinsam die Anerkennung als Kulturgut angestrebt werden“, so Bongartz. Es bleibt also spannend.