Im Sommer wird in Kempen über ein entsprechendes Projekt abgestimmt. Nun gab es einen Infoabend der VHS in der Burg.
Seit etwa acht Jahren folgen immer mehr Kommunen dem Vorbild der rheinland-pfälzischen Stadt Andernach und gestalten ihre Grünflächen unter dem Motto „Pflücken erlaubt statt Betreten verboten“. Einige schwärmen für den englischen Rasen, andere für die Blühwiesen oder für Gemeinschaftsgärten, vor allem für das Gemeinsame. Es gibt immer mehr Initiativen und Kommunen, die aus Freiflächen kleine Parzellen für den gemeinschaftlichen Anbau von Gemüse und Obst machen.
Derzeit befasst man sich auch in Kempen mit neuen Formen des Stadtgrüns. In der Thomasstadt hat man jetzt den Weg hin zu einer „essbaren Stadt Kempen“ eingeschlagen. Initiator und Befürworter des Projekts ist schon seit langem Ratsmitglied Jeyaratnam Caniceus, der einen Antrag zur Überprüfung entsprechender Flächen und Fördermöglichkeiten an den Rat gestellt hat.
Experten berichteten von Erfahrungen in Kleve und Köln
VHS-Fachbereichsleiter Manfred Böttcher hatte zu diesem Thema jetzt in die Kempener Burg eingeladen. Etwa 30 Interessierte kamen. Rund ein Dutzend, dies ergab der Verlauf des Abends, waren nicht abgeneigt, sich an einem solchen Projekt aktiv zu beteiligen, sei es durch die Gründung einer entsprechenden Initiative oder sogar durch einen Verein. Im Frühsommer soll es deswegen zu einem zweiten Treffen kommen.
Die VHS hatte der Info-Veranstaltung den Titel „Unsere Stadt blüht auf – wann wird Kempen essbar?“ gegeben. Im Podium saßen unter anderem zwei Menschen, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiet gemacht hatten; Jürgen Ramisch vom Verein „Gemeinschaftsgärten Essbares Klever Land“ und Joachim Bauer, Leiter der Abteilung für Stadtgrün und Forst im Gartenamt Köln.
Nabu-Sprecher warb dafür, in Kempen klein anzufangen
Jürgen Ramisch führte im wesentlichen aus, dass es in Kleve mehrere Standorte gebe, auf denen Gemüse- und Bauerngärten entstanden seien. Joachim Bauer wies auf eine entsprechende Initiative des Rates der Stadt Köln hin. Dort sei die Verwaltung eher bei der Vielzahl von Obstwiesen oder Kleingärten unterstützend nach entsprechendem Interesse tätig, kümmere sich um die Vernetzung oder um das Saatgut. Wenngleich es dort sogar einen „Ernährungsrat“ gebe und man derzeit experimentell an zwei Standorten über zwei „Garten-Labore“ nachdenke, durch die die Menschen an den richtigen Umgang mit der essbaren, grünen Infrastruktur herangeführt würden.
Ob Köln mit Kempen vergleichbar sei, war für Peter Jeske, Sprecher der Nabu-Ortsgruppe, fraglich. Erst einmal müsse man, so Jeske, Bürger finden, die die Sache positiv und über einen längeren Zeitraum aktiv begleiten. Man solle nicht zu groß anfangen, am besten erst einmal mit Beerensträuchern, später dann mit Hochbeeten und Obstbäumen alter Sorten. Von der Verwaltung und von der Politik erwarte er eine Unterstützung, auch um der weiteren Versiegelung von Flächen etwas zu entgegnen.
Mitte des Jahres soll der Rat eine Entscheidung treffen.
Jeske und Nabu-Kollege Georg Lüdecke nannten auch bereits einige möglichen Flächen, so rings um die Kempener Altstadt, im Hagelkreuz-Viertel, in Kempen-Süd, an der Siedlung Wartsberg in Tönisberg oder auf einem Teil der sogenannten Schmetterlingswiese im Siedlungsbereich am Spoosweg (Wall).
„Ein interessantes Projekt“, darin waren sich an dem Abend mehrere Kempener einig, auch ein Grefrather war angetan. Jetzt wird erst noch etwas Werbung für ein „essbares Kempen“ gemacht. Konkrete Vorarbeiten für die zweite Zusammenkunft übernehmen Jeyaratnam Caniceus sowie Marcel und Daniela Rau, Mitbegründer der Initiative „Denk mal an Kempen“. Mitte dieses Jahres soll der Rat beziehungsweise der zuständige Fachausschuss über den Antrag des fraktionslosen Caniceus entscheiden. Vorher soll es zu dieser zweiten Veranstaltung kommen.