30 Interessierte kamen in die Burg, um ihr Interesse an Gemeinschaftsgärten zu bekunden und sich zu informieren.
Einige bevorzugen den englischen Rasen, andere die Blühwiesen, wieder andere die Gemeinschaftsgärten. Unter dem Motto „Pflücken erlaubt statt Betreten verboten“ gibt es immer mehr Initiativen, die aus Freiflächen kleine Parzellen für den gemeinschaftlichen Anbau von Gemüse und Obst machen wollen. In der Thomasstadt hat man jetzt den Weg hin zu einer „essbaren Stadt Kempen“ eingeschlagen.
Ein Befürworter des Projekts ist schon seit Langem Ratsmitglied Jeyaratnam Caniceus, der einen entsprechenden Antrag mit Überprüfung entsprechender Flächen und Fördermöglichkeiten an den Rat gestellt hat. Volkshochschul-Fachbereichsleiter Manfred Böttcher hatte zu diesem Thema jetzt in die Kempener Burg eingeladen. Etwa 30 Interessierte kamen. Rund ein Dutzend, dies ergab der Verlauf des Abends, waren nicht abgeneigt, sich an einem solchen Projekt aktiv zu beteiligen – sei es durch die Gründung einer entsprechenden Initiative oder sogar durch einen Verein. Im Frühsommer soll es deswegen zu einem zweiten Treffen kommen.
Der Reihe nach: Die VHS hatte der Info-Veranstaltung den Titel „Unsere Stadt blüht auf – Wann wird Kempen essbar?“ gegeben. Im Podium saßen zwei Personen, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiet gemacht haben: Jürgen Ramisch vom Verein „Gemeinschaftsgärten Essbares Klever Land“ und Dr. Joachim Bauer, Leiter der Abteilung für Stadtgrün und Forst im Gartenamt Köln. Ramisch führte im Wesentlichen aus, dass es in Kleve mehrere Standorte gebe, auf denen Gemüse- und Bauerngärten entstanden seien. Joachim Bauer wies auf eine entsprechende Initiative des Rates der Stadt Köln hin. Dort sei die Verwaltung eher bei der Vielzahl von Obstwiesen oder Kleingärten unterstützend nach entsprechendem Interesse tätig, kümmere sich um die Vernetzung oder um das Saatgut. Wenngleich es dort sogar einen „Ernährungsrat“ gebe und man derzeit experimentell an zwei Standorten über zwei sogenannte Garten-Labore nachdenke, durch die die Menschen an den richtigen Umgang mit der essbaren, grünen Infrastruktur herangeführt würden.
Ob Köln mit Kempen vergleichbar sei, war für Peter Jeske, Sprecher der Nabu-Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg, fraglich. Erst einmal müsse man, so Jeske, Bürger finden, die dies positiv und über einen längeren Zeitraum aktiv begleiten. Man solle nicht zu groß anfangen, am besten erst einmal mit Beerensträuchern, später dann mit Hochbeeten und Obstbäumen alter Sorten. Von der Verwaltung und von der Politik erwarte er Unterstützung, auch um der weiteren Versiegelung und Verschottung zu entgegnen.
Jeske als auch sein Nabu-Freund Georg Lüdecke nannten auch bereits einige mögliche Flächen, so rings um die Kempener Altstadt, am Hagelkreuz, in Kempen-Süd, an der Siedlung Wartsberg in Tönisberg oder auf einem Teil der sogenannten Schmetterlingswiese im Siedlungsbereich am Spoosweg.
„Ein interessantes Projekt“, darin waren sich an dem Abend mehrere Kempener einig, auch ein Grefrather war angetan. Jetzt wird erst noch etwas Werbung für ein „Essbares Kempen“ gemacht. Konkrete Vorarbeiten für die zweite Zusammenkunft übernehmen Jeyaratnam Caniceus, Marcus Rau, Mitgründer der Initiative „Denk mal an Kempen“, und seine Ehefrau. Mitte dieses Jahres soll der Rat beziehungsweise zuständige Ausschuss über den Antrag des fraktionslosen Caniceus entscheiden. Vorher soll es aber eine zweite Veranstaltung geben.