Im Kulturforum gibt es ab Freitag die Schau „Opfer rechter Gewalt“ zu sehen.
Kempen. Einer war Ausländer, ein anderer obdachlos, eine Dritte trug einen „Nazis raus“-Aufnäher – drei der Opfer, die seit der Wiedervereinigung durch rechts motivierte Gewalttaten zu Tode kamen. Dazu zählen Taten, die sich gegen Personen wegen ihrer politischen Einstellung, Nationalität, Hautfarbe, Religion, sexuellen Orientierung, Behinderung oder des gesellschaftlichen Status richten. „Ich war bestürzt, als ich mitbekam, wie viele und wer alles zum Opfer gefallen ist. Das geht quer durch die Gesellschaft. Nur weil sie nicht in das Weltbild der Nazis gepasst haben“, sagt Alice Poeira vom Arbeitskreis multi-kulturelles Forum.
169 Menschen, die gestorben sind, werden porträtiert
Auf dessen Initiative ist ab Freitag im Franziskanerkloster die Ausstellung „Opfer rechter Gewalt“ zu sehen. Auf 181 Tafeln porträtiert sie 169 Menschen, die von 1990 bis Ende 2011 in Deutschland starben, unter anderem in Duisburg und Meerbusch.
Die Tafeln zeigen ein schwarz-weißes Foto des Opfers sowie Name, Alter, Beruf, Tat-Hergang und -Motiv – soweit bekannt. Denn die Angaben basieren nur auf öffentlich zugänglichen Informationen und sind lückenhaft. Hinzu kommt eine farbige Postkarte einer deutschen Region, die das Selbstverständnis von Offenheit mit der Realität von Hass und Gewalt in ein Spannungsfeld setzen soll. Leere Tafeln stehen symbolisch für die Opfer vor 1990 und seit 2012.
Die Ausstellung hat die Künstlerin Rebecca Forner von 2000 bis 2004 entworfen. Seither wurde sie viermal überarbeitet, so dass sie nun auch die Taten des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) beinhaltet. Sie ruft Opfer in Erinnerung, soll zum Innehalten und Nachdenken anregen. „Besucher können sich mit dieser Lebenswirklichkeit, die wir gerne verdrängen, auseinandersetzen“, sagt Bürgermeister Volker Rübo.
Bislang war die Wanderschau 120 Mal zu sehen
Bislang war die Ausstellung an 120 Orten zu sehen. Dass sie in Kempen Station macht, ist vor allem Grünen-Ratsherr Jeyaratnam Caniceus vom Arbeitskreis zu verdanken. Vor zwei Jahren hat er angefangen, sich um die Ausstellung zu bemühen. „Gerade unter Jugendlichen müssen wir auf das Thema Rechtsextremismus aufmerksam machen und solche Ansichten bekämpfen“, sagt Caniceus: „Deshalb appelliere ich vor allem an Lehrer, das Thema in den Unterricht einzubauen. Dort wird zu wenig darüber geredet.“