Jeyarnam Caniceus ist Tamile mit deutschem Pass. Er blickt besorgt nach Sri Lanka. Die Rebellen, so schätzt Caniceus, beherrschen weniger als 50 Quadratkilometer im Nordosten.
Kempen. „Ich bin heilfroh, dass die WZ auf ihrer ersten Seite über den Bürgerkrieg auf Sri Lanka berichtet“, sagte Jeyarnam Caniceus am Mittwoch im WZ-Gespräch. Der Tamile ist 1985 von der Insel nach Deutschland geflüchtet und lebt heute als deutscher Bürger in Kempen.
Die Rebellen, so schätzt Caniceus, beherrschen weniger als 50 Quadratkilometer im Nordosten. „Vor wenigen Jahren war das Gebiet um vieles größer.“ Der Konflikt, der zurzeit eskaliert, besteht schon seit Jahrhunderten. In der Literatur aus dem 15. Jahrhundert gibt es bereits Hinweise auf den Zwist zwischen Tamilen und Singhalesen, weiß der 42-Jährige.
Der Konflikt kann nur von außen gelöst werden
Die Tamilen, die 18 Prozent der Bevölkerung ausmachen, kamen aus dem südlichen, die Singhalesen (75 Prozent) aus dem nördlichen Indien. Caniceus: „Es geht um die Frage, wer zuerst da war.“ Aber es gehe auch um Glaubensfragen: Sind die Singhalesen überwiegend Buddhisten, so gibt es hinduistische und katholische Tamilen.
Die kleinere Bevölkerungsgruppe werde von der singhalesischen Militärregierung unterdrückt. „Es gibt zwar Wahlen, aber es ist ein Unrechtsregime, in dem buddhistische Mönche die Strippen ziehen“, sagt Caniceus. Wenn die Regierung nichts zu verbergen hätte, so das Ratsmitglied der Grünen, würde es unabhängige Berichterstatter ins Land lassen. „Aber das geschieht nicht. Deshalb gibt es auch so wenig Informationen.“
Wer verbirgt sich hinter den Rebellen, den Befreiungstigern Tamil Eelam (LTTE)? „Das war zunächst eine Untergrundbewegung, aber in den 1980er-Jahren wurde es zu einer tamilischen Volksbewegung. Sie werden bis zum Ende kämpfen.“ Caniceus ist sich sicher, dass nur durch die Intervention von unabhängigen Staaten Ruhe einkehren kann.
Caniceus selbst versucht vor allem seine Kinder (15, 11 und sieben Jahre) von Berichten aus dem Krisengebiet, Bildern von Verletzten und Toten fernzuhalten. „Ich weiß nicht, was das in ihren Köpfen anrichtet. Ich selbst kann sie mir ja auch nicht ansehen.“