Landesgartenschau für Kempen?
Die Fraktion ÖDP/Linke über die Planung für den Kempener Westen, Fördermittel und weitere Ideen für die Stadt.
Mit ihrer Bewerbung für die Landesgartenschau (Laga) 2026 hatte die Gemeinde Grefrath kein Glück. Obwohl sich Kempens Nachbargemeinde viel Mühe gegeben hatte und zusammen mit dem Kreis Viersen und allen kreisangehörigen Kommunen eine Bewerbung auf die Beine stellte, die sich sehen lassen konnte, erhielt die Stadt Neuss letztendlich den Zuschlag.
Wenn es nach der Fraktion ÖDP/Linke im Kempener Stadtrat geht, gibt es aber einen neuen Vorstoß: „Wir wollen nicht mehr zurückhaltend über die Laga reden“, sagt Jeyaratnam Caniceus von der Fraktion ÖDP/Linke. So habe er am Runden Tisch der Wirtschaftsförderung angeregt, dass sich Kempen für die nächste Landesgartenschau bewirbt. Davon profitiere die Stadt, ist Caniceus überzeugt: „Es geht mir darum, Kempen landesweit bekannt zu machen.“ Dabei, so sein Wunsch, solle das Leben und Arbeiten im Grünen im Mittelpunkt stehen. Caniceus geht es um mehr Biodiversität und darum, stärker auf heimische Zier- und Nutzpflanzen zu setzen. „Die Stadt müsste etwas investieren“, macht Caniceus im Sommergespräch mit unserer Redaktion deutlich, „aber sie bekommt auch etwas dafür, es gibt Fördermittel, durch die man Projekte anstoßen kann.“
Überhaupt: die Fördermittel. Die gibt es zwar, doch die Anträge bereiten den Mitarbeitern in vielen Kommunalverwaltungen erhebliche Mühen – weshalb mancherorts extra Fördermittelmanager eingestellt werden, etwa in Brüggen. 2020 hatte die Fraktion ÖDP/Linke in Kempen deshalb beantragt, die Möglichkeit zur Einrichtung einer eigenen Stabsstelle zum Fördermittelmanagement oder einer interkommunalen Stabsstelle mit Nachbarkommunen zu prüfen. Das sei immer noch nicht auf der To-do-Liste, sagt Caniceus, der von der Einrichtung solch einer Stelle nach wie vor überzeugt ist: Zwar koste eine solche Stelle, doch es lohne sich, „die Fördermittelmanagerin in Brüggen spielt ihr Gehalt selbst rein“, sagt Caniceus.
Seit zweieinhalb Jahren arbeiten Jeyaratnam Caniceus und Günter Solecki zusammen, gemeinsam bilden sie die Fraktion ÖDP/Linke im Kempener Stadtrat. „Wir haben uns von Anfang an gut verstanden“, sagen die beiden unisono, „und wir haben viele Dinge in Kempen angestoßen.“ Auch die Zusammenarbeit mit anderen Ratsfraktionen wie CDU, FDP und Freien Wählern sei gut, so Caniceus, „das ist sehr vorbildlich, so haben wir mehrere Dinge durchgesetzt. Das würden wir uns auch bei Grünen und SPD wünschen.“ Mit Blick auf die Stadtverwaltung würden sich Caniceus und Solecki mehr Transparenz wünschen, auch im Rat und seinen Ausschüssen sei mehr Transparenz gefragt. „Viele Dinge werden nichtöffentlich behandelt, so wurde etwa über unseren Antrag für ein Bauland-Modell im Kempener Westen im nichtöffentlichen Teil der Sitzung gesprochen.“ Künftig wolle die Fraktion ÖDP/Linke sehr genau darauf achten, was öffentlich und was nichtöffentlich besprochen werde. Die Debatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit sei „sehr bequem für Verwaltung und Politik“, so Caniceus‘ Befürchtung, „da müssen sie sich bei den Bürgern nicht rechtfertigen.“
Mit der Idee eines Bauland-Modells für den Kempener Westen verknüpft die Fraktion die Hoffnung, so mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt schaffen zu können - und zwar auch für Menschen, die ganz normale Jobs haben, sich in Kempen aber keine Wohnung leisten können, „Krankenschwestern, Polizisten oder Handwerker etwa“, zählt Caniceus auf. Deshalb schlagen er und Fraktionskollege Solecki vor, mit kleinen Grundstücken zu planen und diese nicht zu verkaufen, sondern für 99 Jahre per Erbbaurecht an Bauwillige zu verpachten. „Dadurch hat die Stadt für 100 Jahre ein planbares Einkommen, und die Leute müssen keine 100.000 Euro aufbringen, um ein Grundstück zu kaufen“, wirbt Caniceus für die Idee: „Wir wollen, dass Familien ihren Traum vom Einfamilienhaus in Kempen verwirklichen können, und Flächenfraß vermeiden.“
Damit es mit der Planung für den Kempener Westen weitergeht, würden Caniceus und Solecki einen Architektenwettbewerb begrüßen – ähnlich wie er nun für den Neubau der Gesamtschule auf dem Ludwig-Jahn-Sportplatz durchgeführt wird. Es gebe deutschlandweit so viele Ideen, von denen einige gute sicher auch in die Planung für das Baugebiet einfließen könnten, ist Caniceus überzeugt. „Wenn ein Architektenwettbewerb für die Schule möglich ist, warum dann nicht auch für den Kempener Westen?“, fragt Caniceus. Das Projekt wolle seine Fraktion noch einmal anregen.
INFO
Diese Anträge stellte die Fraktion im August
Brunnen
Die Fraktion beantragt, dass die Verwaltung beauftragt wird, fünf Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet einzurichten, die für Bürger frei zugänglich sind.
Vernetzung
Die Fraktion ÖDP/Linke bittet um Prüfung einer Mitgliedschaft bei der Deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), die die Mitgestaltung der Zukunft Europas zu ihren wichtigsten Zielen zählt.
Tourismus
Die Fraktion bittet um einen Bericht zum Planungsstand für ein Tourist-Informationszentrum in Kempen und schlägt außerdem vor, „exklusive Souvenirs als Andenken für Touristen“ zu verkaufen