Jeyaratnam Caniceus
Mitglied der ÖDP
Ratsherr der Stadt Kempen

 

Sri Lanka - Wenn der Terror die Verwandtschaft trifft
von Westdeutsche Zeitung - Ekkehard Rüger
25.04.19     Klicks:4516     A+ | a-
Der Cousin von Jeyaratnam Caniceus überlebt den Bombenanschlag in St. Antonius mit Splittern im Schädel.

Das Titelbild seiner Facebookseite zeigt Jeyaratnam Caniceus seit Ostersonntag mit dem Engel der Kulturen. Das Projekt der Burscheider Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich verbindet die Symbole Stern, Kreuz und Halbmond der drei abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam grafisch zu einem Engel und wirbt damit seit Jahren für interreligiöse und -kulturelle Verständigung. Das Foto ist Caniceus’ Antwort auf die mehr als 300 Toten nach den Terroranschlägen in seinem Geburtsland Sri Lanka.

Gewalt hat den heute 53-Jährigen einst aus seiner Heimat vertrieben. 1985, als der Bürgerkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen an Bedrohlichkeit zunahm, folgte der tamilische Christ im Alter von 19 Jahren seinem kurz zuvor geflohenen Vater. Sechs Jahre später wurden Mutter, Bruder und drei Schwestern nachgeholt. Aber Familienbeziehungen bestehen bis heute nach Sri Lanka. Ein Cousin hat mit viel Glück den Bombenanschlag auf den Ostergottesdienst in der St.-Antonius-Kirche nahe dem Hafen von Colombo überlebt.
Drei Töchter, die noch die Schule besuchen

Als Caniceus am Samstagmorgen von den Anschlägen erfuhr, rief er sofort seine Cousine in dem Inselstaat an und erfuhr so von der Verletzung ihres Bruders. „Splitter sind im Schädel stecken geblieben, aber Gott sei Dank nicht ins Gehirn eingedrungen.“ Inzwischen ist der Cousin erfolgreich operiert worden. Aber der Schock bei seinem Verwandten in Deutschland sitzt noch tief: „Mein Cousin hat drei Töchter, die noch die Schule besuchen. Und die Familie hat kein anderes Einkommen. Wenn er gestorben wäre . . .“ Und dann noch der Gedanke, dass er womöglich nur überlebt hat, weil die Splitter zuvor andere Menschen durchbohrt und getötet haben und so an Wucht verloren. „Das kann man nicht in Worte fassen.“

Jeyaratnam Caniceus hat seine alte Heimat in den 34 Jahren seit seiner Flucht nur noch einmal betreten, zur Beerdigung seiner Oma. Inzwischen ist er längst deutscher Staatsangehöriger, arbeitet als Elektromeister in einem Viersener Krankenhaus, engagiert sich als einer von bundesweit vermutlich nur zwei gebürtigen Sri Lankern auch kommunalpolitisch: Caniceus ist Mitglied sowohl im Kempener Stadtrat als auch im Viersener Kreistag, zunächst für die Grünen, seit Herbst 2017 fraktionslos. Sein Engagement für die Anerkennung des St.-Martin-Brauchtums als immatrielles Kulturerbe hat dem Katholiken überregionale Bekanntheit verschafft.

Trotzdem hat er die Entwicklung in Sri Lanka sein Leben lang intensiv verfolgt. „Es war eine sehr unruhige Stimmung dort in der letzten Zeit.“ Christenverfolgung und Angriffe auf die christliche Minderheit habe es immer wieder gegeben. Aber auch die muslimische Minderheit steht unter Druck.

Die Attentäter, davon ist Caniceus überzeugt, haben von der schwierigen Lage des Landes profitiert. „Sri Lanka liegt wirtschaftlich am Boden. Weil die Regierung daher auf ausländische Touristen setzt, sind die Sicherheitskontrollen massiv abgebaut worden und inzwischen sehr lasch. Dadurch ist ein Einfallstor für Islamisten entstanden.“

Zu den Touristen, auf die Sri Lanka hofft, zählen unter anderem auch die vielen Tamilen, die als Spätfolge des Bürgerkriegs inzwischen zu Hunderttausenden in Kanada, England, Frankreich und Deutschland leben. Sie unterstützen mittlerweile mit ihrem im Ausland erwirtschafteten Vermögen die Verwandtschaft in Sri Lanka, bauen Häuser, machen Geschäfte. Dass inzwischen auch die muslimische Minderheit massiv durch die überwiegend buddhistischen Senghalesen unterdrückt und verfolgt wird, hat ihr Verhältnis zu den Christen nach Caniceus’ Einschätzung nicht verbessert. Ein ethnisch-religiöses Spannungsfeld, das von den Attentätern gezielt ausgenutzt wurde. Der Wunsch des 53-Jährigen: dass sich Europa und Deutschland endlich mehr um den Schutz der christlichen Minderheiten bemühen.


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